… von Hans Strack
In den letzten Aprilwochen finden sich unverheiratete Burschen des Ortes Vorweiden im Alter von etwa 18 bis 25 Jahren unter Führung einiger jungen Männer zusammen und üben das „Mailedche“. Sie bilden die Gruppe der Maijungen, eine lose Vereinigung, die als solche nur bis zur Kirmes bestehen bleibt. In Vorweiden jedoch blieb die Gruppe als „Nassauer Jungenspiel“ mit Unterstützung eines erfahrenen Mannes. Hier aktiv war über viele Jahre der allseits bekannte und beliebte Hubert Heinrichs, der immer wieder selbst die Initiative zur Erhaltung und Ausübung dieses alteingesessenen Brauches ergriff.
Am Abend vor dem 1. Mai schließlich versammeln sich die Maijungen im Vereinlokal Mennicken. Hier wählen sie aus ihrer Mitte den Maikönig u. den Maiknecht. Der Maikönig muss die Achtung aller Maijungen besitzen. Er muss aber auch einigermaßen finanzkräftig sein. Der Maiknecht führt die Kasse und vertritt beim Jungenspiel den König, falls dies notwendig ist. Früher wurde der Maikönig des vorhergehenden Jahres Maiknecht.
In den Wochen vor der Mainacht werden alle unverheirateten Mädchen des Ortes erfasst. Sie werden nun auf die Maijungen und auf die übrigen unverheirateten jungen Männer des Ortes verteilt. Gegen Abend vor dem 1. Mai ziehen die Maijungen mit einem Korb von Haus zu Haus der Mädchen und singen das Mailied.
Das Mailied in der heutigen Fassung lautet in Vorweiden:
Mit den Ostern gehen sich die Fasten aus | |
und dann längen sich die Tage, | |
und dann kommt sich der Mai, | |
der geliebte schöne Mai, | |
und dann kommt er sich herangegangen. | |
In meines Vaters Garten | |
da steht ein Lindenbaum. | |
Dieser Baum, und der war grüne. | |
Auf dem Baum saß sich eine Nachtigall und sang; | |
Sie sang von der Liebe schöne. |
Nun erklingt folgendes Frage- und Antwortspiel:
Maikönig: | Höret, höret alle meinen Reden zu |
Chor der Maijungen: | Was der Maikönig Euch befehlen tut |
Maikönig: | Er befiehlt nach seinen Rechten |
Chor der Maijungen: | Welche zwei sollen wir miteinander flechten |
Maikönig: | Das soll sein, wer soll das sein? |
Chor der Maijungen: | Das soll sein mit Namen genannt. |
Maikönig: . |
(Nennt die Namen des Maipaares) und fragt: Es et üch allemohle lev? Ist es Euch allen recht? |
Chor der Maijungen: . |
Joe! Tralalaleilom, tralaleom, Tralalaleilom, tralaleom. |
Maijungen mit dem Maikönig zusammen: . |
Wir winden Dir den Jungfernkranz mit veilchenblauer Seide. |
Wir führen Dich zu Spiel und Tanz aus lauter Lieb´ und Freude. |
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Schöner, grüner – schöner, grüner Jungfernkranz juch he. | |
Es blüht ein Rosenstrauch und der trägt Rosen auch. | |
Und aus den Rosen, da macht man Kränz´. |
Jetzt folgt die freundliche Aufforderung an das Mädchen zu spenden mit folgenden Versen:
Steh´nun auf mein Herzliebchen, | |
und empfange Deinen Mai, | |
Deinen lieben, schönen Mai. | |
Nun empfange Deinen Maischatz mit Freuden. |
Das Mädchen steht meist voller Erwartung hinter dem Fenster oder der Eingangstür. Gefiel ihr der zugedachte Junge als Maischatz, so lässt die Spende nicht lange auf sich warten. Dauert es dennoch etwas, so singen die Maijungen:
Loß os net ze lang hej stohn, | |
Ver mösse no Zalmuenes joh. | |
Schrumm, schrumm, tralalaleilom, | |
schrumm, schrumm, tralalelom. |
Der Ortsheilige ist der Heilige Salmanus, und die Anfang Mai gefeierte kleine Kirmes heißt Salmanuskirmes.
Das Mädchen, früher war es die Mutter des Mädchens, bringt dann die Gabe heraus. Sie bestand früher durchschnittlich aus 6 Eiern. Heute werden Eier, Alkohol und auch Geld gespendet.
Wird schließlich die Gabe überbracht, so rufen alle erfreut:
Dat Mädche dat es jot, | |
Dat Mädche dat es jot, | |
Dat Mädche dat es mie wie jot, | |
Dat jeht och met der Maat erop, | |
Dat Mädche dat es jot. |
Wenn aber ein Mädchen einen Jungen nicht anerkennt, was heute sehr selten, früher jedoch vorkam, erfolgte keine Spende. Dann wurde Teer auf die Haustürschwelle gestrichen und Häcksel darüber gestreut. Die Maijungen singen dann enttäuscht:
Dat Mädche dat es schläht, | |
Dat Mädche dat es schläht, | |
Dat es der johe Jong net wäht, | |
Dat Mädche dat es schläht. |
Anmerkung:
Dieser Text des Mailiedes erfährt sicher in den Ortsteilen kleine Abweichungen. Den hier wiedergegebenen Liedtext jedoch habe ich selbst einige Jahre als Maijunge ausgerufen, ohne jemals selbst Maikönig gewesen zu sein.